Von Hedwig
Eva und ich, erfahrene Frankreichreisende, fragen bei Michèle an – wir kennen sie von Servas Meetings, – ob wir sie im Frühjahr besuchen dürfen, und erhalten positive Antwort: sogar eine Woche können wir bleiben, es gebe genug Platz in ihrem Haus.
Montag, 5.5.
Ankunft in Nizza: Michèle holt uns vom Flughafen ab, ihre Ferienwohnung liegt an der Promenade des Anglais. Wir machen gleich einen Spaziergang durch die Altstadt, zum Chateau hinauf und fahren mit dem Bus wieder zurück zur Wohnung. Das zweitbeste Foto von Michèle, auf dem zu sehen ist, wie sie auf dem Gerüst in schwindelnder Höhe des fünften Stockes herumturnt, ist mir leider abhanden gekommen. Dafür sieht man dann bei der Wanderung auf dem sentier du douanier an der blauen Küste das Beste.
Dienstag, 6.5.
Nach einer Morgenrunde am Strand, bei der wir die Ankunft des Fischerbootes und das Ausladen eines riesigen Oktopus und einiger kleinerer Fische, beobachten und die verschneiten Alpen am Horizont sehen,
machen wir einen Ausflug die Cote Azur entlang nach Menton, wo wir die hübsche Altstadt mit den engen Gässchen und den vielen Ausblicken aufs Meer bewundern. Genüssliches Mittagessen in einem kleinen Restaurant für Pensionisten, das Michèle kennt. Rückfahrt über Monaco und Monte Carlo; gerade wird ein Rennen fürs nächste Wochenende vorbereitet. Ist nicht unser Ding. Vom Rocher mit dem Fürstenschloss genießen wir wieder schöne Aussicht aufs Meer und machen uns Gedanken über die immens hohen Wolkenkratzer und die im Meer künstlich angelegten neuen Wohntürme, die den bereits sehr dichten Verkehr an der Küste noch mehr anwachsen lassen. Und nicht nur den, sondern die Müllberge, die Luftverschmutzung usw.
Mittwoch, 7.5.
Fahrt ca 200km nach Venelles, in der Nähe von Aix-en-Provence, Michèles Wohnort.
Provencehaus und Garten sind wunderhübsch, die Aussicht auf den Montagne Sainte Victoire kann schöner nicht sein. Zum Besteigen reicht leider die Zeit nicht aus, einige von uns sind darüber sogar froh. Da ich schon einmal mit Lorenz oben war und daher weiß, dass die Tour ganz schön anspruchsvoll ist, beklage ich mich kaum darüber, dass meine Wanderlust nicht vollauf befriedigt wird.
Das alte Dorf ist ganz klein, es gibt einige enge Gässchen mit alten Häusern, eine alte Windmühle, einen Wasserturm auf dem obersten Punkt des Hügels und einen Kirchenrumpf, der Rest des Gebäudes wurde bei einem Erdbeben im Jahr 1919 zerstört. Aber die Agglomeration von Venelles enthält Ansiedlungen für ca 3000 Einwohner, deren aus den 80er Jahren stammende Häuser sich wie überall in der Provence wunderbar in die Landschaft einfügen. Die Bauordnung in der Provence (oder in ganz Frankreich???) scheint sehr streng zu sein: es dürfen nur bestimmte Materialien, Farben, Formen, Höhen usw. verwendet werden.
Donnerstag, 8.5.
Ausflug nach Marseille zum MUCEM, dem modernen Museumsviertel, dann zur Notre Dame de la Garde und ans Meer zum Pointe rouge, wo wir in einem guten Restaurant „Riviera“ ret, das heißt Rochen, essen. Danach geht es in die Calanques bei Cassis. Ein Ort schöner als der andere.
Freitag, 9.5.
Einkauf im Dorf beim Poissonnier fürs Mittagessen. Fischzubereitung und -mahlzeit mit feinen Kräutern der Provence aus dem Garten. Danach fuhren wir nach Aix, wo wir Ruth aus Wien trafen und gegen Abend zum Apero bei Servas Freunden Sylvie und Philippe, die Michèle kennt und die Eva schon vor 20 Jahren als Servas Wohnungsbenützer kennen gelernt hatte (nur wusste sie nichts mehr davon).
Samstag, 10.5.
Am marché de la semaine bestaunten wir die bunten Standl mit mediterranem Flair;
am Nachmittag Ausflug zur Blauen Küste, gegenüber von Marseille gelegen. Wir wanderten mit Michèles Freunden, Patricia, Christian und Tochter Ombelline, den Küstenweg entlang, der ein wenig „accidenté“, das heißt ausgesetzt, ist. Tatsächlich erlebten wir einen kleinen, nicht ungefährlichen „Abrutscher“ vom Weg, den Patricia gut bewältigt hat. Und dann verloren wir, nachdem wir am Strand gepicknickt und einige von uns im 16grädigen Meer gebadet haben, zuerst Ombelline, unsere „guide“, und dann den Weg. Beides fanden wir glücklicherweise wieder, sodass wir den Schluss des Pfades und die gemeinsame Ankunft in der nächsten Bucht voll und ganz genießen konnten. Et la voilà, la meilleure foto de Michèle!
Sonntag, 11.5.
Spaziergang durch den Gemeindewald: wir bestaunten die vielen Blumen und Kräuter, unter anderen Orchideen, Dipdam, wilden Spargel, Ginster, Lila d’Espagne, eine hübsch rosa blühende, von der Form her schafgarbenähnliche „Gstetten“pflanze, die man überall am Wegrand sieht.
Nach dem déjeuner Ausflug ins Luberon mit krönendem Abschluss beim Art des glaciers, wo wir Spargel-, Thymian-, Lavendel-, Rosmarin-, Rhabarber- und auch ganz normales Eis mit Blick auf die Provencelandschaft in der Abendkühle des Vorsommers genossen.
Montag, 12.5.
Abflug am Nachmittag von Nizza, wo wir per Bus hinfuhren und entdeckten, dass man mit dem öffentlichen Verkehr sehr angenehm weiter kommt.
Vielen Dank an Michèle für ihre wunderbare Gastfreundschaft und an Eva für ihre angenehme Reisebegleitung. Es war eine Reise mit Servasbegegnung der besten Sorte!!!
Au revoir à Vienne. Wir freuen uns auf Michèles Besuch im Mai 2015.
Lorenz harrte zu Hause aus, betreute Haus und Hof, Kind und Kegel, Wiesen und Wege in Wiesmath und Wien und holte uns überraschender- und liebenswürdigerweise vom Fluhafen ab.