Eine Alternative steht nicht zur Wahl

Die Bundespräsidentenwahl hat angeblich das Land tief gespalten hinterlassen.

Aber der Neue, van der Bellen, will auf die Gegenseite zugehen. Wahrscheinlich hat der knapp Unterlegene, Hofer, eine fast wortgleiche Erklärung vorbereitet für den Fall, dass er Präsident geworden wäre. So tief ist ja die Spaltung wohl doch nicht.

An der allgemein herrschenden Ordnung gibt es hier und dort wenig Zweifel. Gegen den „Kapitalismus“ ist eins sowieso, aber zugleich für seine Essentials, das Geld, die Arbeit, das Recht und den Staat. Die Zeiten sind schwierig, es wird Opfer geben, und da will eins möglichst nicht dabei sein, wen immer eins da gewählt hat. Schließlich trifft einen ja keine Schuld am Niedergang, an der Verarmung vieler Leute auch hier, an den Bettlern an jeder Ecke, an den schlechten Aussichten für die Jungen, am Elend in wachsenden Teilen dieser Welt, von dem ein Zipferl kurz auch hier erschienen ist, bevor die Festung wieder dicht gemacht hat. Und an die drohende ökologische Katastrophe wollen wir gar nicht denken.

Die einen toben gegen „die Schmarotzer“ da oben und hier unten, die „Besonnenen“ und „Anständigen“ wollen vor allem möglichst viel von dem „halten, was wir [oder besser: sie] haben“. Davon, dass alle Essentials der herrschenden Ordnung nicht mehr so recht bis gar nicht funktionieren, gibt es nur eine dunkle Ahnung. Dass sie repariert werden müssen, das ist Konsens. Ist doch unterm Raab und unterm Kreisky auch gegangen, oder? Die einen wollen in einem „Dammbruch“ gegen die Unfähigen, die Korrupten, die Trittbrettfahrer, Faulen usw. losgehen, die anderen mindestens einen „geordneten Ablauf“.

Das Ergebnis wird so unterschiedlich nicht sein. „Nur die allerdümmsten Kälber wählen ihre Schlächter selber“, hat Brecht gemeint. Das ist ziemlich ungerecht – auch die hochgebildeten Kälber gehen wählen und kriegen dafür am Ende dasselbe wie die allerdümmsten.

Die „Besonnenen“ und „Anständigen“ hoffen, „noch einmal davongekommen“ zu sein. Schließlich war das eine „Richtungswahl“, heißt es. Da sind sich alle einig. In gewissem Sinn ist dem auch zuzustimmen: Die Richtung ist einhellig bestätigt worden. Eine andere steht bei Wahlen nicht zur Wahl.

Die Richtung, die zur Wahl nicht steht, heißt „ein gutes Leben für alle“. Runter von Konsumismus und der Arbeitswut. Abwickeln des Staats und von allem, was dazu gehört. Lösung der Fragen: Wie verhindern wir die Gewalt des Staats, der alten Ordnung und der Profiteure der global um sich greifenden Zersetzung? Palaver überall: Was brauchen wir, was tut uns gut? Wie und mit wem kooperieren wir wofür? Wer kann und will Was beitragen?

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