von Lorenz
Caritas-Direktor Landau schreibt „Wien, Juni 2015“ in einem Spendenaufruf:
„Oft werde ich gefragt, wieso Österreich helfen soll, wenn es anderen Ländern schlecht geht.
Ist das unsere Aufgabe? Was gerne übersehen wird: Vieles von dem, was für uns selbstverständlich ist, geht zu Lasten anderer Menschen. T-Shirts um wenige Euros, Handys, die billig produziert werden, Kakaobohnen für Schokolade, Benzin für unsere Autos – oft genug steht das in direktem Zusammenhand mit der Armut in ärmeren Ländern. Ist es nicht ein Mindestmaß an Anstand und Gerechtigkeit, wenn wir nicht nur ausbeuten, sondern auch teilen?“
Das ist eine gute Zusammenfassung. Es geht darum, dass wir weiter nach Ländern, Staaten und Nationen in ihrem „Kampf um einem Platz an der Sonne“ nach Siegern und Verlierern einsortiert werden können, dass Produktion und Konsum für Profit und Wirtschaftswachstum mit allen dazugehörigen Katastrophen für alles, was auf dem Planeten lebt, weitergehen – und wir zugleich ein halbwegs gutes Gewissen haben können, weil wir „nicht nur ausbeuten, sondern auch teilen“. Das ist sicher mehrheitsfähig und wird allgemein als lobenswert angesehen. Schließlich sind auch der Caritas „die Hände gebunden“, wenn es um „das Gesetz“ geht und um die gute Zusammenarbeit mit den Verwaltern der Welt, „wie sie nun einmal ist“. Dass die Lebensweise neu gestaltet werden muss, wenn das „Reich der Himmel“, nämlich ein gutes Leben für alle, kommen soll, dass die fürchterliche Destruktivität des „Diensts am Mammon“, also der Ordnung des Lebens auf der Welt nach Geld, Arbeit und Konsum, zu beenden ist, daran auch nur zu denken, dem einen Weg bahnen zu wollen, das ist Ketzerei gegenüber der Rechtgläubigkeit nicht nur der Kirchen, sondern der ganzen Lebensweise. Falls derlei wen beunruhigt: Spenden hilft.